Freitag 04. Nov. // 19.30 – 20.20 Uhr
Samstag 05. Nov. // 19.30 – 20.20 Uhr
Im Anschluss an beiden Tagen: Film 20.30 – 21.45 Uhr
Neue Szene
Tanzstück zum 750jährigen Jubiläum der Stadt Königsberg
Deutschlandpremiere
Choreografie: |
Natalia Agulnik |
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Video: |
Vitaly Reminets |
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Musik: |
Alfred Schnittke und Collage |
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Technische Leitung: |
Roman Agulnik |
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Tänzer: |
Polina Agulnik, Ekaterina Aliseyko, Natalia Chumina, Elena Golovina, Uliana Orlova, Natalia Vishnya, Maxim Bulienov, Anton Dementyev |
Endgültigkeit. Die Stadt Königsberg ist verloren,
zerbombt, gesprengt, plattgemacht. Vertreibung. Menschen lieben ihre
Heimatstadt und müssen sie verlassen. Ohne Wiederkehr. Vieles ist
in der Geschichte reparabel. Dieses nicht.
Junge russische Tänzer verwandeln sich in Deutsche nach dem 2. Weltkrieg, die von Russen vertrieben werden. Nur die junge Generation schafft einen künstlerischen Kommentar zur eigenen Geschichte, die noch heute wie ein Trauma über der Stadt liegt. In der einst blühenden Hafenstadt Ostpreußens wurde Immanuel Kant geboren, Thomas Mann lehrte an ihrer berühmten Universität. Königsberg wird von den deutschen Faschisten 1945 zur Festungsstadt erklärt und von der Russischen Armee besiegt. Später verleibt sich die Sowjetunion die Stadt ein und nennt sie Kaliningrad.
Das Dance Theatre Incluse wurde 1994 von Natalia Agulnik, geboren 1954 in Kemerovo, gegründet und ist die einzige moderne Tanzcompagnie dieser russischen Enklave zwischen Litauen und Polen. Noch heute ist alle Kunst sowjetisch-klassisch geprägt, doch endlich wagt man den Aufbruch und erlernt zeitgenössische Techniken. Seit 2001 veranstaltet die Compagnie auch das jährlich stattfindende Festival »TransTranzit« als Treffpunkt russischen und europäischen Tanzes.
»Deportation« ist ein Stück über die (deutsche) Vergangenheit. Doch gleichzeitig wird auch der Begriff »Heimatland« in einer Zeit der Globalisierung und des Kosmopolitismus hinterfragt. Die assoziative Musik des bekannten deutsch-russischen Komponisten Alfred Schnittke (1934-98) schafft starke Bezüge zur Gegenwart, in der heute in Richtung Europa geträumt wird.
Im Anschluss:
Film von Max & Gilbert
Produktion: Gilbert Barrilé, Paris, und Max Ferdinand Zeitler, Berlin
Uraufführung 2004 // in deutscher Sprache
Der Film, in anderthalb Jahren intensiver Recherchearbeit gedreht, ist
eine kaleidoskopische Zusammenstellung aus über hundert Stunden
Interview- und Archivmaterial, von Aufnahmen aus dem vergangenen
Königsberg und dem gegenwärtigen Kaliningrad. Zwei junge
Filmemacher aus Deutschland und Frankreich untersuchen die Mythen um
Königsberg ebenso wie die heutige furchtbare räumliche und
gedankliche Leere in dieser Stadt. Ein rasant montierter, provokanter
und durchaus auch »lehrreicher« Exkurs in Sachen deutscher
und russischer Geschichte und Gegenwart.
Uraufführung: 29.04.2005, Kaliningrad
Internetseiten der Compagnie: www.incluse.inc.ru
Das Gastspiel erfolgt mit freundlicher Unterstützung
des Goethe-Instituts, München.